Anläßlich des EU-Gipfels gab es in Lissabon Aktionen verschiedener Kräfte, dies waren in erster Linie:

1. Bloco de Esquerda (»Linksblock«).

Dieses Bündnis hat VertreterInnen von Parteien und Bewegungen aus Europa zu einem informellen Treffen eingeladen, an dem für Euromarsch Marie-Paule Connan und ich teilnahmen. Bloco de Esquerda gibt es erst seit etwa einem Jahr und besteht aus (z.T. ehemaligen) TrotzkistInnen, MaoistInnen und AnhängerInnen der Bürgerbewegung. Das Bündnis wurde zwar zwecks Kandidatur zur Wahl gegründet, was mittlerweile daraus geworden ist, ist aber viel mehr als das, im Mittelpunkt stehen soziale Bewegung und Vernetzung. Es ist auch mehr als nur die Summe der Bestandteile, sondern hat mittlerweile eine eigene Qualität angenommen. Ich fand das hochinteressant, insbesondere weil es das auch in anderen europäischen Ländern gibt (VertreterInnen der schon früher gegründeten dänischen rot-grünen Einheitsliste z.B. erzählen ähnliches), aber in Deutschland offensichtlich nicht so hinhaut (man stelle sich diese Kombination bei uns vor...).

Bei diesem Treffen ging es um Austausch über die jeweiligen Länder und Bewegungen, es nahmen VertreterInnen aus Galizien, Katalonien, Spanien, Frankreich, Türkei, Schottland, Dänemark, Norwegen, Belgien und Deutschland und sogar Australien teil. Es erinnerte mich ein wenig an die ATTAC-Konferenz im letzten Jahr, denn auch hier war ein großes Interesse aneinander und eine große Bereitschaft zur Zusammenarbeit über nationale und ideologische Grenzen hinweg zu spüren.

2. Portugiesische KP

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Auch diese hat zu Veranstaltungen und Treffen eingeladen, daran hat für Euromarsch Hugo Braun teilgenommen. Siehe Bericht.

3. Portugiesischer Gewerkschaftsbund CGTP

Dieser organisierte die Demo am 23. März. Die Angaben schwanken zwischen 40.000 und 60.000 TeilnehmerInnen, auf jeden Fall war es eine riesige Demo, vor allem, wenn man bedenkt, dass nicht ein großes Bündnis wie letztes Jahr in Köln, sondern »nur« die Gewerkschaften Portugals dazu aufgerufen haben. Nach meinem Eindruck waren es auch alles aktive Gewerkschaftskollektive, die an der Demo teilnahmen. Überrascht hat mich der sehr hohe Anteil von Frauen.

4. Bündnis für den Alternativgipfel am 24.

Breites Bündnis, u.a. die unter 1-3 genannten. Siehe Bericht von Hugo. Auf diesem Gipfel haben wir (die deutschen TeilnehmerInnen) leider nicht viel mitgekriegt, da es keine Übersetzung gab.

Teilnahme von Euromarsch

Es kamen je ein Bus aus Frankreich und Spanien, eine Gruppe aus Italien und mindestens 6 Deutsche nach Lissabon. Wir waren bei der Demo mit Transparenten in mehreren Sprachen sichtbar vertreten, und die Franzosen hatten große Mengen eines Flugblatts mit der Charta für die sozialen Grundrechte auf portugiesisch mitgebracht. Ich hab es noch nie erlebt, dass mir ein Flugblatt so aus den Händen gerissen wurde, ich habe Unmengen davon verteilt! Weiß nicht, ob in Portugal die Tradition des Papierproduzierens und -verbreitens nicht so weit gediehen ist, so dass die Leute meinen, wenn schon verteilt wird, muss es wohl wichtig sein. Aber ich hatte schon den Eindruck, dass viele wußten, um was es geht und auch sehr interessiert waren.

Am Abend nach der Demo gab es ein gemeinsames Abendessen der Euromarsch- Gruppen mit KollegInnen der portugiesischen Gewerkschaften und des Bloco de Esquerda mit einigen kurzen Reden.

Wir hatten bei den verschiedenen Treffen den Eindruck, dass es Interesse an uns gibt, und wir haben auch viel von den anderen erfahren. Ich persönlich wurde in der Meinung bestätigt, die ich bereits bei der letzten Koordination in Brüssel geäußert habe: Wir sollten uns nicht nur auf die ganz großen Aktionen (Köln 99, Nizza 2000) konzentrieren, sondern auf jede EU-Präsidentschaft, auch wenn die Aktionen kleiner sind (wie in Cardiff und Wien - diesmal war die Demo, s.o. bestimmt nicht klein) oder wir keine eigenen Aktionen durchführen, weil es keine Euromarsch-Gruppen gibt (wie diesmal) und wir nicht jedesmal viel dazu beitragen können. Denn gerade diese Aktionen schaffen Kontakte (die uns auch wieder für die großen Aktionen helfen) und bringen Kontinuität in die Bewegung. Davon abgesehen hat es auch viel Spaß gemacht, auch deshalb, weil ich die Sache mit einer Woche Urlaub verbunden habe. Nach drei Jahren Euromarsch- Bewegung (ich war außer Helsinki bei jeder Demo) wird Europa für mich immer mehr zum Dorf.

Gitti Götz

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