Alle sozialen Bürgerbewegungen, Netzwerke und Organisationen sind aufgerufen, den Aufruf zu unterstützen und zu unterzeichnen - egal, ob sie in Porto Alegre waren oder nicht.
Bitte senden Sie Ihre/sendet eure Unterschriften an movsoc@uol.com.br bis Ende März. Bitte lassen Sie/lasst den Aufruf weiträumig zirkulieren.

In Solidarität,
FOCUS ON THE GLOBAL SOUTH (»Brennpunkt globaler Süden«)

AUFRUF DER WELTWEITEN SOZIALEN BEWEGUNGEN

Porto Alegre, Brasilien - 27. Januar 2003

Wir treffen uns in Porto Alegre im Schatten der globalen Krise. Die kriegerische Absicht der Regierung der Vereinigten Staaten mit ihrer Entschlossenheit, einen Krieg gegen den Irak zu beginnen, ist eine große Bedrohung für uns alle und verdeutlicht auf dramatische Weise die Verbindung von Militarismus und Wirtschaftsmacht.

Gleichzeitig steckt die neoliberale Globalisierung selbst in einer Krise: die Bedrohung einer globalen Rezession ist so präsent wie nie zuvor; Bestechungsskandale von Unternehmen erscheinen täglich in den Medien und zeigen die Realität des Kapitalismus.

Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten wachsen und bedrohen die sozialen Strukturen unserer Gesellschaften und Kulturen, unsere Rechte und unser Leben.

Biodiversität, Luft, Wasser, die Wälder, die Erde und das Meer werden wie Waren benutzt und können verkauft werden.

All dies bedroht unsere gemeinsame Zukunft.

Wir sind dagegen!

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Chronologie

 

Für unsere gemeinsame Zukunft

Kein Krieg!

WTO aushebeln

die Schulden annulieren

Widerstand gegen den G8

Frauen: Gleichheit fördern

In Solidarität

Wir rufen das Volk auf

Verbesserung unseres internationalen Netzwerks

FÜR UNSERE GEMEINSAME ZUKUNFT

Wir sind soziale Bewegungen, die in der ganzen Welt gegen neoliberale Globalisierung, Krieg, Rassismus, Kastenwesen, Armut, Patriarchat und alle Formen wirtschaftlicher, ethnischer, sozialer, politischer, kultureller, sexueller und geschlechtsbedingter Diskriminierungen und Ausgrenzungen. Wir alle kämpfen um soziale Gerechtigkeit, Bürgerschaft, partizipatorische Demokratie, universelle Rechte und für das Recht der Völker, über ihre eigene Zukunft zu entscheiden.

Wir setzen uns ein für Frieden und internationale Zusammenarbeit, für eine nachhaltige Gesellschaft, die die Bedürfnisse der Menschen nach Essen, Unterkunft, Gesundheit, Erziehung, Information, Wasser, Energie, öffentlichen Verkehrsmitteln und Menschenrechten erfüllt.

Wir erklären uns solidarisch mit den Frauen, die sich gegen soziale und patriarchalische Gewalt engagieren. Wir unterstützen den Kampf der Bauern, Arbeiter, städtischer Bürgerbewegungen und all derer, die unmittelbar bedroht sind vom Verlust ihrer Unterkünfte, ihrer Arbeit, ihres Landes und ihrer Rechte.

Wir haben zu Millionen demonstriert, um zu sagen, dass eine andere Welt möglich ist. Dies ist so wahr und so dringend wie noch nie zuvor.

KEIN KRIEG!

Die sozialen Bewegungen sind gegen Militarisierung, das Anwachsen von Militärbasen und staatliche Repressionen, die unzählige Flüchtlinge und die Kriminalisierung sozialer Bewegungen und armer Menschen mit sich bringen.

Wir sind gegen den Krieg gegen den Irak, die Angriffe auf die Palästinenser, auf das tschetschenische und kurdische Volk, die Kriege gegen Afghanistan, Kolumbien, in Afrika und die wachsende Kriegsbedrohung gegen Korea. Wir stellen uns gegen die wirtschaftliche und politische Aggression gegen Venezuela und die politische und wirtschaftliche Blockade von der US-Regierung gegen Kuba und anderswo. Wir sind gegen jede Art von militärischen und wirtschaftlichen Aktionen, die dazu dienen, das neoliberale Modell aufzuzwingen und die Souveränität und den Frieden der Völker in der Welt zu unterminieren.

Der Krieg ist ein struktureller und dauerhafter Teil der globalen Macht geworden, wobei militärische Macht dazu eingesetzt wird, um Menschen und strategische Ressourcen wie Öl zu kontrollieren. Die Regierung der Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten zwingen den Krieg als eine immer allgemeinere Lösung zur Beilegung von Konflikten auf. Wir verurteilen auch die bewussten Versuche von Imperialisten, religiöse, ethnische, rassistische, stammesmäßige und andere Spannungen zu erhöhen und in der ganzen Welt Unruhe zu stiften, um ihre egoistischen Ziele zu verfolgen.

Die Mehrheit der Öffentlichen Meinung in der Welt ist gegen den kommenden Krieg gegen den Irak. Wir rufen alle sozialen Bewegungen und progressiven Kräfte auf, weltweite Proteste am 15. Februar 2003 zu unterstützen, zu organisieren und daran teil zu nehmen. Diese Proteste sind schon geplant und koordiniert von all denen, die in über 30 Grosstädten der Welt gegen den Krieg sind.

WTO AUSHEBELN

Die Welthandelsorganisation (WTO), die gesamtamerikanische Freihandelszone (FTAA) und eine starke Zunahme regionaler und bilateraler Handelsabkommen, wie das »Africa Growth« ("Afrikanisches Wachstum") und der "Opportunity Act" (AGOA) (African Growth and Opportunity Act) und die vorgeschlagenen zentralamerikanischen Freihandelsabkommen werden von multinationalen Konzernen dazu benutzt, ihre eigenen Interessen zu verfolgen, unsere Wirtschaften zu beherrschen und zu kontrollieren und um eine Entwicklungsmodell aufzuzwingen, das unsere Gesellschaften ärmer macht. Im Namen der Handelsliberalisierung ist jeder Aspekt des Lebens und der Natur käuflich und die Menschen verlieren ihre Grundrechte. Landwirtschaftliche Multis versuchen, weltweit GMOs (Genetically Modified Organisms/genveränderte Lebewesen) aufzuzwingen; Menschen, die an AIDS und anderen Seuchen leiden, wird der Zugang zu billigen generischen Medikamenten verwehrt. Dazu kommt, dass die Länder des Südens im Teufelskreis einer endlosen Schuldenfalle sitzen, was sie dazu zwingt, ihre Märkte zu öffnen und ihren Reichtum zu exportieren.

Im kommenden Jahr werden unsere Kampagnen gegen die WTO, die FTAA und Handelsliberalisierungen in Größe und Umfang wachsen.
Wir werden Kampagnen machen, um die Liberalisierung der Landwirtschaft zu stoppen und umzukehren, dasselbe gilt für Wasser, Energie, öffentliche Dienste und Investitionen. Wir wollen die Souveränität der Völker über ihre Gesellschaften, ihre Ressourcen, ihre Kulturen, ihr Wissen und über ihre Wirtschaften geltend machen.

Wir sind solidarisch mit den mexikanischen Farmern, die sagen »el campo no aguanta más« (»die Farmer haben die Schnauze voll«*) und im Geist ihrer Kämpfe werden wir uns lokal, national und international mobilisieren, um WTO und FTAA auszuhebeln. Wir unterstützen die weltweite Bewegung, um Lebensmittelsouveränität und gegen die neoliberalen Modelle der Landwirtschaft zu kämpfen, in Bezug auf Lebensmittelproduktion und Verteilung. Massenproteste werden wir besonders weltweit während des 5. Minister-Treffens der WTO in Cancún, im September 2003 und während des Minister-Treffens der FTAA in Miami, USA, im Oktober organisieren.

* Anm. d. Übers.: wörtl. Übersetzung aus d. Span.: »Das Land hat die Schnauze voll!«

DIE SCHULDEN ANNULLIEREN

Die vollständige und bedingungslose Annullierung der Schulden der Dritten Welt stellt eine Grundvoraussetzung dafür dar, die grundsätzlichsten Menschenrechte zu erfüllen. Wir werden jedes verschuldete Land unterstützen, das seine auswärtige Schuldenzahlung einstellt und das seine Vereinbarungen mit dem IWF brechen würde, besonders die strukturellen Anpassungs - Programme. Jahrhunderte von Ausbeutung der Menschen in der Dritten Welt, ihrer Ressourcen und ihrer Umwelt haben ihnen das Recht auf Reparationen gegeben. Wir fragen »wer besitzt wen?«. Diese Fragen werden bei den Hauptkampagnen, die 2003 abgehalten werden, gestellt werden, beim G( (Evian/Juni), bei der WTO (Cancún/September) und bei dem IWF und dem Jahrestreffen der Weltbank (Washington/September).

WIDERSTAND GEGEN DEN G8

Wir rufen alle sozialen Bewegungen und progressiven Kräfte auf, Teil der Mobilisierung zu sein, die Illegalität anzuklagen und auch, die Politik des G8 abzulehnen, der sich in Evian, Frankreich, vom 1.-3. Juni 2003 treffen wird. Diese Mobilisierung wird auch überall auf der Welt organisiert werden mit einer internationalen Versammlung in Evian (Frankreich), die einen alternativen Gipfel einschließen wird, ein alternatives Zeltlager und eine große internationale Demonstration.

FRAUEN: GLEICHHEIT FÖRDERN

Wir sind Teil der Aktionen, die von Frauenbewegungen am 8. März propagiert werden, welcher der Internationale Frauentag ist, um gegen alle Formen der Gewalt und des Patriarchats und für soziale und politische Gleichstellung zu kämpfen.

IN SOLIDARITÄT

Wir rufen alle progressiven sozialen Kräfte, Bewegungen und Organisationen in der ganzen Welt zu Solidarität auf, mit Völkern wie den Palästinensern, Venezolanern, Bolivianern und anderen, die extreme Krisen erleben und gegen die imperialistische Hegemonie jetzt kämpfen.

WIR RUFEN DAS VOLK AUF

Da wir fest daran glauben, dass eine andere Welt möglich ist, dass andere Welten möglich sind, da wir begonnen haben, es in unser Engagement, unsere Kämpfe und unsere internationalen Treffen einzubauen, sind wir entschlossen, weiterzumachen und unsere Einheit zu festigen, gegen den Krieg, gegen Armut und für Frieden und soziale Gerechtigkeit.

VERBESSERUNG UNSERES INTERNATIONALEN NETZWERKS

Bei dem Weltsozialforum letztes Jahr in Porto Alegre hatten wir eine Erklärung verfasst, die unseres Ziele, unsere Kämpfe und die Art, wie wir unsere Bündnisse bilden, definiert. Der Geist dieses Textes ist noch lebendig und wird unsere kommenden Mobilisierungen inspiriren.

Seitdem hat sich die Welt sehr schnell verändert und wir halten es für nötig, in unserem Entscheidungsfindungsprozess einen neuen Schritt zu gehen, in unserer Zusammenarbeit und in unseren Bündnissen; wir halten es für nötig, ein breites, radikales, demokratisches, pluralistisches, internationalistisches, feministisches, nicht-diskriminierendes und anti-imperialistisches Programm zu verbreiten.

Wir wollen jetzt einen Rahmen schaffen , der unsere Analysen und unser Engagement für unsere Mobilisierung ausdrückt. Dies erfordert die aktive Teilnahme aller Bewegungen, wobei zu beachten ist, dass die sozialen Foren von den Regierungen und politischen Parteien unabhängig sind (wie das in der WSF Charta der Grundsätze vorgegeben ist) und unter Berücksichtigung ihrer eigenen Autonomie. Dieser Rahmen sollte bei allen verschiednen sozialen Parteien verstärkt werden, indem sie ihre Erfahrungen einbringen und teilen , ebenso wie konkrete soziale Praktiken. Darüber hinaus würde dies in Übereinstimmung mit den verschiedenen Formen politischer Ausdrucksweise und Organisation der sozialen Bewegungen und mit Beachtung der Vielfalt der Ideologien und Kulturen geschehen.

Wir halten es für nötig, ein Netzwerk von Bewegungen zu konstituieren, das über ein gutes Reaktionsvermögen verfügt, flexibel und nachhaltig ist; doch es soll auch breit und transparent sein. Es sollte dazu da sein, den Prozess zu bereichern und zu nähren, seine Vielfältigkeit fördern und den nötigen Grad von Zusammenarbeit sicherzustellen. Die Ziele des Netzwerks werden es sein, das Engagement der Bewegungen in der Welt in eine tiefere politische Debatte einzubinden, die allgemeinen Aktionen zu erleichtern und die Initiative konkreter Aktiver, die für soziale Belange kämpfen., zu stärken. Sein Werk sollte sowohl horizontal als auch effekitv sein.

Zu diesem Zweck schlagen wir den Aufbau einer Kontaktgruppe als eine Ressource und Werkzeug für unsere internationalen Mobilisierungen vor, einschließlich der Vorbereitung von Treffen, Förderung des Austausches und der Demokratie durch die Bereitstellung einer Webseite und Mailing-Listen. Diese Kontaktgruppe würde für einen Zeitraum zwischen sechs und zwölf Monaten aufgestellt und sie wird etabliert auf der Grundlage der vorhergehenden Erfahrung der Anhänger des Netzwerkes sozialer Bürgerbewegungen in Brasilien.

Dieses Arrangement ist vorübergehend und soll Kontinuität sicherstellen. Die Hauptaufgabe dieser provisorischen Gruppe ist es, den Austausch zu erleichtern, so dass die sozialen Bewegungen in der Welt konkrete Verfahren für die Zusammenarbeit definieren. Es ist ein laufender Prozess. Ein erster Überblick über die neue Kontaktgruppe wird bei Treffen des Netzwerkes sozialer Bewegungen während der Massen-Mobilisierung gegen die WTO in Cancún im September stattfinden. Eine zweite Überprüfung, wieder in Versammlungen des Netzwerks sozialer Bewegungen wird während des Treffens des WSF folgen, das voraussichtlich im Jahre 2004 in Indien stattfinden wird.

Unter anderem werden die Überprüfungen die Effektivität der Zusammenarbeit beleuchten und neue Wege zur Verbesserung suchen. Darin werden auch Überlegungen angestellt werden, wie man von einem Jahr zum nächsten voranschreiten sollte und wie nationale und regionale Bewegungen und thematische Kampagnen mit einbezogen werden können. In der Zwischenzeit brauchen wir eine breitgefächerte Diskussion unter den Organisationen, Kampagnen und Netzwerken, um die Vorschläge für eine dauerhaftere und repräsentativere Struktur zum Ausdruck zu bringen.

In den kommenden Monaten werden wir viele Gelegenheiten zum Experimentieren, Verbessern und zum Aufbau dieses Prozesses durch unsere Kampagnen und Mobilisierungen haben.

WIR RUFEN ALLE NETZWERKE UND SOZIALE BÜRGERBEWEGUNGEN AUF, DIESE ERKLÄRUNG INNERHALB VON ZWEI MONATEN ZU UNTERSCHREIBEN.

Focus on the Global South (FOCUS)
c/o CUSRI, Chulalongkorn University
Bangkok 10330 THAILAND
Tel: 662 218 7363, -73 64, -73 65, -73 83
Fax: 662 255 99 76
E-Mail: N.Bullard@focusweb.org

(Deutsche Übersetzung von Claudia Siebold, Mitglied der AG »Arbeit in Würde«)

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